Supervision - was ist das?

Supervision ist eine praxisorientierte Beratung für berufliche oder ehrenamtliche Zusammenhänge. Sie ist eine prozesshafte Methode zur Kompetenzsteigerung und Verbesserung der Arbeit in Bezug auf

  • die Leistung und das Ergebnis,
  • die Arbeitsbeziehungen (z.B. zu Kolleginnen, Klienten, Vorgesetzten),
  • das berufliche Selbstverständnis im Rahmen der eigenen professionellen Rolle im Kontext des Leitbildes und der Struktur ihrer Arbeit gebenden Organisation oder Institution.
Je nach Voraussetzung und Möglichkeit gibt es die Formen von Einzel-, Gruppen- oder Teamsupervision.

Supervision als mehrdimensionales Modell

  • fördert selbstbestimmtes Lernen an Arbeit („Arbeit an Arbeit“),
  • ist bezogen auf die Person in ihrer Arbeit u. beruflichen Rolle (z.B. der Seelsorge),
  • und berücksichtigt ebenso den institutionellen Kontext (z.B. Gemeinde).

Supervision als Prozess

Sie beginnt mit einer Nachfrage aufgrund verschiedener Anliegen. Daraus entsteht ein meist freiwilliges Arbeitsbündnis (mögliche Ausnahme: verordnete Team-Supervision) mit Auftragsklärung und Kontrakt zwischen Supervisor und Supervisandin (und evtl. seinem Arbeitgeber: Dreieckskontrakt).

Auftragsklärung und Kontrakt beinhalten die Festlegung einer zeitlichen Begrenzung.

Supervision durchläuft verschiedene Phasen (Orientierung, Differenzierung, Neustrukturierung) und schließt mit einer Auswertung ab.

Der Prozess ist von der Frage begleitet, in welcher Dimension das Thema der Supervisandinnen verortet ist und welche Wechselwirkungen zu anderen Dimensionen bestehen.

Anlässe für Supervision können sein

  • Qualitätskontrolle und -entwicklung
  • Verbesserung von Verständigung und Kooperation am Arbeitsplatz
  • Analyse von Fach- und Führungsaufgaben
  • Stabilisierung und Motivierung in belastenden Arbeitssituationen
  • Konfliktbearbeitung
  • Teamentwicklung
  • Begleitung in Veränderungsprozessen

Supervision

  • bietet einen geschützten Raum für ehrliche Selbst- und Fremdwahrnehmung,
  • gibt Anregungen, an eigenen Themen (aus dem Arbeitskontext) zu arbeiten,
  • ermöglicht Horizonterweiterung durch interdisziplinäre Perspektiven (soziologisch, psychologisch, theologisch),
  • dient der Förderung von Zufriedenheit am Arbeitsplatz,
  • ist eine Kombination von persönlichem und professionellem Wachstum,
  • kann „Burnout“ vorbeugen und Hilfen zum Umgang mit eigenen Grenzen aufzeigen,
  • macht eigene Anteile im Beziehungsgeschehen bewusst und hilft, zwischen eigenen und fremden Anteilen zu unterscheiden,
  • stärkt und erweitert die berufliche Handlungskompetenz und
  • erschließt Kraftquellen für Menschen in ihrer Arbeit.

Supervision ist

supervisandenzentriert. Die Supervisandin steht mit ihrem Anliegen im Mittelpunkt der supervisorischen Arbeit. Es geht dann nicht um Herrn X, mit dem die Supervisandin ein Problem hat, sondern um sie selbst, und wie sie damit umgeht. Geschichten und Erfahrungen des Supervisors oder - im Fall einer Gruppen-Supervision - anderer Gruppenmitglieder, treten in den Hintergrund.

partnerschaftlich. Auch wenn der Supervisand ein ungelöstes Anliegen einbringt und aus einer relativ hilflosen Situation heraus agiert, so ist er doch der „Fachmann für das Problem“. Auch wenn der Supervisand sich im Prozess der Supervison als einer beratenden Hilfe, der Klärung oder zumindest Rückmeldung bedürftig zeigt, so stellt sich die Supervisorin und ggf. auch die teilnehmende Gruppe zunächst zuhörend, verstehend und nachfragend zur Verfügung, damit das Problem, das vielleicht bis dahin noch unklar war, Konturen gewinnen kann und Lösungsschritte gemeinsam erarbeitet werden können.
Das Verhältnis der Supervisionspartner ist also nicht hierarchisch zu verstehen, sondern partnerschaftlich. Der Supervisand entscheidet, ob der Prozess klärend, hilfreich und konstruktiv ist. Die Supervisorin gibt ihren Eindruck wieder und stellt Eindrücke und Gefühle als Angebot in den Prozess.

Supervision ist somit ein gemeinschaftliches Ereignis, in dem es nicht „Wissende“ und „Unwissende“ gibt, sondern gleichgewichtige Beteiligte.

Supervision und Interventionen

Wenn es die Situation ergibt, können unterschiedliche Interventionen aus dem Bereich der verschiedenen Psychotherapieformen und der angewandten Sozialwissenschaften hilfreich sein. Sie sollten subjektbezogen und annähernd „herrschaftsfrei“, d.h. zum Beispiel frei von Manipulation, sein. Beispiele sind: Systemische Therapie (best. Fragen: „Was soll heute passieren, damit dies eine gute Sitzung wird?“, paradoxe Interventionen, Reframing - Umdeutung etc.), Psychodrama (Rollenspiele), Transaktionsanalyse (Arbeit mit „Innerem Kind“), Gestalt-Psychotherapie („Stuhl“-Arbeit), (Familien-)Aufstellung, Arbeit mit Symbolen, Holz-Figuren, Tier-Figuren.

Das Proprium pastoralpsychologischer Supervision

  • Pastoralpsychologische Supervision geschieht in Kenntnis der pastoralen Rolle, der kirchlichen Arbeitsfelder und der damit verbundenen theologischen Anforderungen.
  • Sie versteht und deutet berufliches Handeln in der Kirche aus theologischer Perspektive.
  • Sie reflektiert die Berufswirklichkeit insbesondere im Blick auf die pastorale Identität und Kompetenz.
  • Pastoralpsychologische Supervision nutzt spirituelle Ressourcen wie Glaubenserfahrungen, biblische Bilder und Geschichten als Hilfen zur Identifikation im Kontext der jeweiligen Problematik.

Supervisionsmaterial

Der Inhalt der Supervision gestaltet sich aufgrund konkret eingebrachten Arbeitsmaterials, so z.B. durch

Schilderung des Problems durch die Supervisanden,
Audio- oder Videoaufnahme eines Gesprächs oder einer Predigt
oder eines nachträglichen Gesprächsprotokolls.

Supervision hat Berührungspunkte

Seelsorge begleitet Personen im Erleben ihrer Beziehung zu Gott, andern Menschen und sich selbst, aber nicht unbedingt berufsbezogen.
Therapie bearbeitet Störungen verschiedener Beziehungsebenen. Klienten werden angeleitet, erstarrte Verhaltens- und Beziehungsmuster zu verändern, dies aber im persönlichen, nicht unbedingt im beruflichen Kontext.
Organisationsentwicklung zielt auf Analyse und Veränderung von Strukturen und Prozessen in Organisationen und Institutionen, hat aber kaum die einzelne Person im Blick.
Coaching unterstützt die Ausbildung von Leitungskompetenz, ist mehr methoden- als personenzentriert.

Wie Supervision wirken kann

 

Mit Hilfe der Supervision ist es mir gelungen, mir selbst auf die Spur zu kommen. Ich verstehe jetzt besser, warum ich in bestimmten Situationen so oder so nicht reagiere. Ebenso habe ich erkannt, dass es in meinem Betrieb ungute Organisationsstrukturen gibt, die immer wieder für Verwirrung und Fehler sorgen. Die Problematik ist zwar noch vorhanden, aber ich habe jetzt Werkzeuge in der Hand, mit denen ich ihr begegnen kann.
[ Auszug aus der Ergebnissicherung einer Supervisandin ]