KSA - Grundlagen

Zum Verständnis von Seelsorge

Der Mensch hat nicht nur eine Seele, sondern er ist eine lebendige Seele - und lebt in Beziehung zu anderen Menschen, zu Gott und zu sich selbst. Seelsorge leistet immer einen Beitrag sowohl zur Gestaltung des Lebens als auch zur Überwindung von Störungen auf diesen drei Beziehungsebenen.

Seelsorge ist zuerst und zuletzt Gottes Sorge für den Menschen. Diese Sorge hat er seiner Gemeinde aufgetragen und einzelne in ihr dazu besonders begabt. Weil Begabung und Ausbildung sich ebenso wenig ausschließen wie Beten und Arbeiten, kann Seelsorge auch geübt und gelernt werden. Dabei geht es nicht um Methoden oder gar „Kniffe“, sondern vor allem darum, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger als Mitarbeitende Gottes in ihrer geistlichen und persönlichen Entwicklung Wachstumshilfen finden und dadurch fähiger zur Seelsorge werden. Seelsorgende sollen ihre Begabungen und Stärken wie auch ihre Grenzen gemeinsam mit anderen entdecken, die Lernfelder ihres Lebens und Glaubens wahrnehmen und nach Möglichkeit bearbeiten lernen. Dazu dient die Klinische Seelsorgeausbildung (KSA).

Herkunft und Anliegen der KSA

Die KSA ist Anfang der 1970er Jahre aus den USA über die Niederlande zu uns gekommen. Der amerikanische Pfarrer Anton T. Boisen erlebte in den 1920er Jahren als Patient in einer Klinik, wie wenig hilfreich die Seelsorge an ihm und anderen war. Auch der Arzt Richard Cabot empfand, dass seine Patienten mehr als nur medizinische Hilfe brauchten. Boisen und Cabot begannen daraufhin 1925 mit einer Seelsorgeausbildung, die das aus der Jurisprudenz bekannte Lernen „am Fall“ einführte und als „Clinical-Pastoral-Training“ (CPT) und später als „Clinical-Pastoral-Education“ (CPE) bekannt wurde. Seit den 1950er Jahren kamen in der Ausbildung „offene Gesprächsrunden“ hinzu, die je nach philosophischem Hintergrund der Supervisorinnen und Supervisoren anders benannt wurden. In Deutschland wird die KSA von der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP, www.pastoralpsychologie.de) verantwortet und beständig weiterentwickelt. Die KSA wird in fast allen Kirchen und Freikirchen praktiziert.

Die KSA ist offen für alle, die (haupt- wie nebenberuflich) im pastoralen oder sozial-diakonischen Dienst stehen (und nicht etwa nur für Krankenhausseelsorger). Der Ausdruck „klinisch“ besagt, dass die KSA praxisbezogen und erfahrungsorientiert ist („learning by doing“). Die KSA-Kurse werden häufig in diakonischen Einrichtungen (Krankenhäusern, Altenheimen, u. a.) durchgeführt. Immer gehört ein Praxisfeld (das auch die Gemeindearbeit sein kann) als grundlegendes Element zur Ausbildung. Seelsorge wird konkret in Beziehungen - in alltäglichen Begegnungen mit Menschen oder in Krisensituationen, im Umgang mit Alten und Kranken, oder auch mit Schwachen und Starken.

Wie Seelsorgende diese Beziehungen gestalten, hängt wesentlich davon ab, wie sie mit ihren eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen, mit eigener Macht und Ohnmacht und nicht zuletzt mit dem eigenen Glauben umgehen lernen - und dabei für sich persönlich sowie für ihren Dienst an den Menschen an Reife gewinnen. Historisch gesehen war die Seelsorgeausbildung stark am Einzelgespräch orientiert. Seit den 1980er Jahren erweitern zunehmend auch Einsichten aus der Systemtheorie den Horizont der KSA hinsichtlich ihrer relevanten Umwelten u. a. Bedingungen.

Seelsorge - Lernen in der KSA

Das geschieht im Wesentlichen in 5 Lernfeldern:

  • in der Begegnung mit den Seelsorgepartnern (Patienten, Bewohner, Gemeindeglieder)
  • in der Beziehung zu den Systemen der Institutionen, in denen die Ausbildung geschieht (z. B. dem Personal)
  • in den Beziehungen zur Kursgruppe
  • in Beziehung zu den Supervisorinnen und Supervisoren
  • und vor allem in Beziehung zu sich selbst

Inhalte und Ziele der KSA-Kurse

  • Selbst- und Fremdwahrnehmung weiterentwickeln
  • Glaubens- und Lebensdeutungen erkennen; eigenen Glauben reflektieren und adäquat ausdrücken
  • Wechselwirkungen zwischen Biografie, persönlicher Spiritualität und Seelsorgepraxis reflektieren
  • Emotionen, Dynamiken und Verhaltensmuster wahrnehmen und kompetenten Umgang damit lernen
  • Humanwissenschaftliche Theorien aneignen und personspezifisch im Dialog mit der eigenen Theologie integrieren
  • Systemische Zusammenhänge reflektieren
  • Ethische Zusammenhänge reflektieren
  • Kompetenzen und Ressourcen der eigenen Person für die seelsorgliche Arbeit erkennen, fördern und erweitern
  • die eigene Rollenidentität als Seelsorgerin oder Seelsorger weiterentwickeln
  • Menschen in ihrer Selbstauslegung fördern lernen (interreligiös und interkulturell)

Innerhalb dieses Rahmens formulieren die Teilnehmenden ihre jeweils individuellen Lernziele in einem KSA-Kurs und verfolgen diese mithilfe verschiedener Elemente und Arbeitsweisen.